Wer ist dein Lazarus?

29.09.2019 / 40

Der Abstand zwischen Arm und Reich ist in unserer Zeit oft groß. In einem Gleichnis beschreibt Jesus die tiefe Kluft zwischen Armen und Reichen (Lk 16,19-31). Dabei müsste der Reiche nur die Augen öffnen. Aber er sieht nur sich selber, sein bequemes Luxusleben. Sein Reichtum hat ihn blind gemacht. Wir leben im 21. Jahrhundert, in einem reichen Land. Trotzdem nimmt die Armut in unserem Land zu. Mit seinem Gleichnis stellt Jesus an jeden von uns die ganz persönliche Frage: Wer ist Lazarus vor deiner eigenen Tür? Wer bräuchte dringend deine Aufmerksamkeit? Merkst du, wen du übersiehst? Spürst du den Hunger des anderen, vielleicht nicht nach Brot, aber nach Liebe und Zuwendung?

Lazarus stirbt. Und bald danach auch der Reiche. Der Tod macht keinen Unterschied. Arme und Reiche behandelt er gleich. Gegen den Tod hilft kein großes Vermögen. Und wie ist es nach dem Tod? Jesus gibt vor allem eine Botschaft an die Lebenden: „Drüben“ herrscht Gerechtigkeit. Im Leben nach dem Tod ist alles spiegelverkehrt. Der Reiche hat im Leben schon alles gehabt, der Arme nichts. Jetzt wird Lazarus getröstet „in Abrahams Schoß“, der Reiche leidet jetzt die Qualen, die er zu Lebzeiten bei Lazarus nicht gesehen hat.
 
Jesus spricht eine klare Warnung aus: Wer hier nicht barmherzig ist, wird dort keine Barmherzigkeit erfahren. Wer hier hartherzig ist, muss drüben mit einem harten Gericht rechnen. Ich glaube nicht, dass Jesus das als etwas Automatisches sieht: dem Reichen geht es drüben schlecht, dem Armen gut. Seine Botschaft ist vielmehr: Es kommt darauf an, was du jetzt tust, wie du dich heute verhältst. Es gibt Reiche, die ein großes Herz haben. Es gibt Arme, die ihr Herz verschließen. Dein ewiges Los entscheidet sich nicht erst drüben. Es liegt heute in deiner Hand. Schau vor deine Tür! Wer ist dein Lazarus?

Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss