Sternsinger bringen den Segen Gottes

06.01.2019 / 2

In diesen Tagen ziehen wieder unzählige Sternsinger durch die Häuser und bringen den Segen Gottes für das neue Jahr. Korrekter müssten wir sagen: sie sprechen uns diesen Segen neu zu! Denn gesegnet sind wir schon längst. Leider vergessen wir das nur allzu oft und verlieren uns in den Alltagssorgen. Der uralte Neujahrsbrauch (seit dem 16. Jahrhundert bezeugt) will uns unmittelbar daran erinnern, dass wir Beschenkte sind: wir sind beschenkt damit, dass wir leben dürfen. Wir sind in unseren Breiten beschenkt mit dem hohen Gut der Arbeit, die dem Menschen Würde verleiht. Wir sind beschenkt damit, von allem mehr als genug zur Verfügung zu haben und keinen ernstzunehmenden Mangel leiden zu müssen. Wir leben in dem Teil der Welt, der von den 80% des weltweiten Reichtums abbekommt, der nur 20% der Menschheit überhaupt zur Verfügung steht. Jeder von uns ist weitestgehend frei sein Leben zu gestalten, es bunt werden zu lassen, zu erschaffen, zu lieben, zu genießen, zu tanzen, zu lachen, zu trösten, krank zu sein und wieder zu gesunden. Wir leben in einer Matrix von Überfluss. Wir finden genügend Grund dankbar zu sein. Aber sehen wir das wirklich so? Sind wir nicht meistens damit beschäftigt den Mangel aufzuspüren und unsere Unzufriedenheit zu zelebrieren?

 

Sternsinger der Pfarreiengemeinschaft Neu-Ulm, unterwegs in Offenhausen / St. Albert

Mit dem Besuch der Sternsinger in unseren Häusern verbindet sich etwas Weiteres, sehr Wesentliches. Mit dem Zuspruch „Du bist gesegnet!“ ist uns gleichzeitig ans Herz gelegt: „Du sollst ein Segen sein!“ Genauso, wie die jungen Menschen durch die Häuser ziehend, zum Segen für andere werden, indem sie Spenden für Kinder weltweit sammeln und ihre Zeit in den Dienst stellen. Jeder ist eingeladen zur Mitsorge an einem gelingenden und fairen Miteinander weltweit zu tragen. Sicher helfen uns die Bilder der Not und des Mangels zu erkennen, wie schwerwiegend die Probleme weltweit sind. Da reicht es nicht auf andere zu verweisen und dabei auf Kosten anderer zu leben. Wir sind gerufen, weil wir gesegnete sind! Und schon die Menschen aus der Zeit der Bibel wussten: „Geben ist seliger als nehmen!“, weil darin das eigentliche anhaltende Glück verborgen liegt.

Ilona Thalhofer, Gemeindereferentin