31.03.2019 / 14
Ich schaffe das, so sporne ich mich an in der Fastenzeit: Ich schaffe das, mir täglich 10 Minuten Stille zu gönnen. Ich schaffe das, auf Süßes und Alkohol zu verzichten, oder den Zeitfressern Smartphone, Fernsehen und wie sie alle heißen Nahrung zu entziehen. Ich schaffe das!
Was mir daran nicht ganz gefällt?
Ich höre den Satz, „ich schaffe das“, das ganze Jahr über in verschiedenen Varianten: Ich schaffe das alleine, ohne Rollator. Ich schaffe das alleine, ich will ja meinen Kindern nicht zur Last fallen. Ich brauche keinen Arzt. Ich mache das mit mir selber aus. Mit dem Tod meines Arbeitskollegen umzugehen, schaffe ich schon. Ich komme mit meiner schmalen Rente zurecht, ich will nichts „vom Staat“. Oder: Ich schaffe das allein ohne Betriebsrat, ohne Gewerkschaft, brauche kein (seelsorgerliches) Gespräch, keine Kirche, keinen Verband …
Wenn ein derartiges, fast trotziges „ich schaffe das allein“ in Fastenvorsätzen gleichsam selbstoptimierend auf die Spitze getrieben wird, dann gefällt mir das nicht.
Wie wäre es dagegen damit als Fastenzeit-Übung: Rechtzeitig jemanden um Hilfe zu bitten, wenn ich spüre, dass ich sie benötige? Wie wäre es, Solidarität bei Betriebsrat und Gewerkschaft zu suchen? Wie wäre es, Familie, Freunde, Vertraute aus dem Kollegenkreis, aus Verband oder Kirchengemeinde nicht mit meiner Bedürftigkeit, meinen Nöten zu verschonen? Dies wäre, davon bin ich überzeugt, ein Zeichen meiner Stärke, nicht meiner Schwäche.
„Was willst du, dass ich dir tue?“: Jesus verlangt dem blinden Bartimäus ab, seinen Wunsch auszusprechen: „Rabbuni, ich möchte sehen können“ (Mk 10,51). Das Benennen der eigenen Hilfsbedürftigkeit anderen und Gott gegenüber ist heilsam.
Nichts gegen die eingangs genannten Fastenvorsätze: Aber wenn schon Optimierung dann weniger Selbstoptimierung sondern lieber „Optimierung“ unseres Miteinanders, indem ich sagen lerne, was ich brauche, und andere einlade, dies ebenso zu tun – und so in der Fastenzeit und jenseits der Fastenzeit „dem Guten Raum gebe“.
Thomas Hoffmann