12.05.2019 / 20
Muttertag. Manche tun da ein wenig verlegen so, als ob sie mit diesem Tag nichts zu tun haben möchten. Mütter reagieren auf diesen Tag eher gelassen: Wenn er dazu verhilft, auch die übrigen 364 Tage des Jahres ein bisschen mehr zu Muttertagen zu machen, soll es recht sein. Wie immer man zu diesem Tag steht – eines fällt auf: Fast jeder würde sich schämen, wenn er nicht irgendein Lob auf die Mutter, ein Danke für sie übrig hätte.
Wir danken deshalb allen mütterlichen Frauen: Zuhause in der Familie oder alleinstehend, den Frauen für ihren mütterlichen Dienst an alten, kranken, behinderten Mitmenschen. Ich füge dem Danke noch ein Wort des Dichters Franz Grillparzer (1791-1872) hinzu: „Weil Gott nicht überall sein konnte, darum schuf er die Mütter.“ – Klingt vielleicht schmeichelhaft übertrieben. Dennoch schwingt hier etwas mit, was Gott und mütterliche Frauen gemeinsam haben: Die Sorge für die ihren, immer zuerst an die andern denken, in der Nähe sein, Geborgenheit schenken, ermutigen – aber auch verzichten, loslassen können. Haltungen, die auch den Männern gut anstehen. Nur dass wir Frauen dies zu erproben mehr Gelegenheit und den längeren Atem zu haben scheinen. Für Gottes Zuwendung zum Menschen sagen wir „Barmherzigkeit“. Das hebräische Wort für „Barmherzigkeit“ heißt ursprünglich „Mutterschoß“ – aus mütterlicher Liebe kommende Sorge und Güte. Ganz in diesem ursprünglichen Sinn verkündigt und lebt Jesus seine Botschaft von Gott. Wenn er davon spricht, grenzenlos gütig zu sein, den Nächsten voraussetzungslos zu akzeptieren, ihm bedingungslos zu vergeben – dann verkündigt Jesus einen Gott mit mütterlichen Zügen. So wie Jesus bei seinen Jüngern, können auch Mütter nicht auf ewig bei ihren Kindern bleiben. Sie müssen sie in die Selbständigkeit entlassen. Aber die Liebe, die sie ihren Kindern gegeben haben, die ist ein bleibender Beistand für ihr ganzes Leben.
Ihre Gemeindereferentin Brigitte Weiss