13.10.2019 / 42
Der Oktober wird mit dem Erntedankfest eröffnet. Natürlich steht im Vordergrund der Dank, ganz frei von politischen Auseinandersetzungen. Dennoch können wir in unserer Zeit nicht mehr ernsthaft Erntedank feiern, ohne uns die Frage zu stellen, was Erntedank in Zeiten des Klimawandels und des Artenschwundes bedeutet. Auch der Erntedanksonntag war begleitet von Kundgebungen der Bewegung „Fridays for future“, und im Nachgang des Erntedankfestes hören wir von Aktionen der Gruppe „Extinction rebellion“ in Berlin. Die junge Generation sorgt sich um die Welt, in der sie leben wird.
Was hat das alles mit Erntedank zu tun, was mit christlicher Frömmigkeit?
Viele in unseren Breiten mögen glauben oder wollen glauben, dass der Klimawandel uns nicht weh tun wird. Viele Autofahrer stört es vielleicht nicht, dass ihre Autos kaum noch mit zerquetschten Insekten verschmutzt sind. Vielen ist es vielleicht auch gleichgültig, dass die Population an Vögeln zunehmend dünner wird. Wir diskutieren vielleicht auch darüber, ob die Methoden des Protests angemessen sind. Wir können aber nicht mehr die Augen davor verschließen, dass es um Gottes Schöpfung nicht besonders gut bestellt ist. Das ist eine Herausforderung gerade auch für uns Christen, schließlich bekennen wir uns Sonntag für Sonntag zu dem Gott, der die Schöpfung sehr gut gemacht hat.
Zweifellos bildet das Gebet ein wichtiges Element im Herzen des Glaubens, nicht weniger aber ein Handeln in Liebe. Wir leben aus der Quelle der Eucharistie, aber nicht um uns dann selbst zu genügen, sondern für diese Welt zum Brot des Lebens zu werden. Deshalb liegen uns nicht nur die zukünftigen Generationen von Menschen am Herzen, sondern auch die anderen Geschöpfe. Diese sind nicht nur zu unserer Verfügung da, sondern haben auch einen Wert in sich selbst. Der Auftrag des Schöpfers an uns besteht nicht darin, dass wir rücksichtslos unserer Bequemlichkeit und unserer Gier nach mehr an Haben folgen. Der grandiose Reichtum der Erde ist uns nur geliehen, anvertraut, um davon zu leben, aber auch dieses Geschenk zu bewahren.
Wir können uns als Christen nicht auf eine weltfremde Frömmigkeit berufen, als ginge uns all das, was um uns herum geschieht nichts an. Unser Lebensstil steht ebenso zu Debatte wie der unserer nichtchristlichen Mitbürger. das gleiche gilt für unsere Konsumgewohnheiten, unsere exzessive Nutzung der Autos, die Gedankenlosigkeit, mit der wir Billig-Flieger nutzen und vieles mehr. Christliche Frömmigkeit nimmt in unseren Tagen auch die Schöpfung in den Blick.
Kaplan Andreas Schmid