16.12.2018 / 51
„Jetzt noch mal alle Kräfte sammeln und auf der letzten Etappe alles geben!“ Solche und ähnliche Anfeuerungs-, und Motivationssätze kennen wir in der Regel nur aus dem sportlichen Sektor. Aber auch in anderen Bereichen unseres Lebens kennen wir dieses Phänomen: Den sogenannten Endspurt. Egal ob in der Arbeitswelt, im Studium oder auch vielleicht beim Bau des eigenen Hauses erleben wir oft, gerade dann wenn es auf die sprichwörtliche Zielgerade zugeht, dass wir nochmals besondere Kräfte mobilisieren können, um dann das Ziel auch entsprechend erfolgreich zu absolvieren. Auch jetzt befinden wir uns auf einer letzten Wegetappe auf das Weihnachtsfest hin. Und hier ist es durchaus zulässig, dass wir vielleicht noch einmal einen Gang hoch schalten und uns besonders in der Vorbereitung engagieren. Dann jedenfalls, wenn wir das Ziel klar vor Augen haben und bei dessen Erreichen, sprich an Weihnachten selbst, wieder zu Stille und innerer Ruhe zurück kehren können.
Auch Maria und Josef befanden sich bei der Herbergssuche mehr oder weniger in der letzten Phase vor der Geburt von Jesu und man kann sich gut vorstellen, dass diese Tage und Stunden durchaus auch von Hektik und Stress geprägt waren. Gedanken wie „werden wir rechtzeitig eine Unterkunft finden?“ oder auch „was, wenn unterwegs plötzlich die Wehen einsetzen?“ dürften sicherlich auch bei der Heiligen Familie nicht zur allgemeinen Beruhigung beigetragen haben. Aber am Ende wurde ja dann alles gut und Gottes Sohn kam gesund und wohlbehalten zur Welt. Das Ziel ist erreicht, die Aufgabe bewältigt und nun ist die rechte Zeit für Erholung, Ruhe und schließlich auch der Dankbarkeit. Wenn diese Gefühle am Ende dominieren, dann sind erfahrungsgemäß die Strapazen davor sehr schnell vergessen. In unserer Zeit haben wir allerdings oft das Gefühl, dass wir irgendwie nie zum Ziel zu kommen scheinen. Und dann können wir sehr schnell in eine sich immer schneller drehende Spirale geraten, aus welcher wir immer schwerer herauskommen. Darum gilt: Immer ein Ziel deutlich vor Augen haben auf das man sich konkret zubewegen kann. Dann ist es auch zulässig und häufig auch nötig kurz vor dem Erreichen dessen, nochmals besonders auf das sprichwörtliche Gaspedal zu treten. Aber ein Umstand in diesem Zusammenhang dürfte selbst Menschen vertraut sein, welche sich eher nicht für den technischen Bereich interessieren: Ein Fahrzeug, welches immer und jederzeit mit Vollgas betrieben wird, hat eine wesentlich kürzere Halbwertszeit als ein ähnliches Modell, welches auch immer wieder in niedrigeren Geschwindigkeiten betrieben wird. Ganz ähnlich verhält es sich bei uns Menschen. Aus diesem Grund sollte gerade in diesen Tagen verstärkt der Grundsatz gelten: Nach besonderer Anstrengung und dem Erreichen des gewünschten Ziels, sollten wieder Ruhe und Erholung einkehren. Auch Dankbarkeit dafür, dass man die betreffende Aufgaben so gut bewältigt hat und sich jetzt glücklich am Ziel befindet.
Verfasser: Kaplan Bernd Udo Rochna