23.12.2018 / 52 · 30.12.2018 / 1
Ein Stern geht auf … Eine Geschichte zur Weihnacht
Weihnachten ist voller Geschichten – aus der Bibel; aus der Kindheit, Familiengeschichten, …
Eine Geschichte finde ich spannend, sie kommt aus ferner Zukunft: Charles saß in seinem Raumschiff und raste mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit durch den interstellaren Raum. Er hatte sich freiwillig für dieses Unternehmen gemeldet, das mindestens sieben Jahre dauern sollte. Ziel war es, möglichst nahe an eine kosmische Katastrophe heranzukommen, um letzte Gewissheiten für die Entstehung der Welt zu bekommen. Seine einzigen Begleiter auf seinem Weg waren zwei Roboter.
Jetzt starrte er auf seine Monitore; die Daten, die er speicherte und zur Erde funkte, zeigten an, dass sie in unmittelbare Nähe des untergegangenen Sonnensystems geraten waren. Die Mission sollte zu ihrem Höhepunkt kommen.
Es war der 23. Dezember 2105; vor 30 Jahren hatte man Weihnachten abgeschafft, es gab dafür keinen Bedarf mehr. „Gott“, dachte Charles; auf seiner Reise war er keinem Gott begegnet, an unzähligen Sternen ist sein Raumschiff vorbeigerast, an einem Gott nicht. „Stille Nacht, heilige Nachte“, summte er und dachte fast ärgerlich an seine Kindheitserinnerungen; sein Vater hatte dieses Lied gesungen. „Gott soll ein Mensch geworden sein? Der Mensch ist alleine, so wie ich auf meinem Weg durch die Dunkelheit des Alls. Da ist kein Gott!“
Seine Gedanken wurden unterbrochen durch eine Reihe von Zahlen, die der Computer zu einer Zahl mit 25 Stellen zusammenfügte. Sie zeigte den Zeitpunkt an als der Stern, auf den das Raumschiff zuraste, am hellsten aufleuchtete, bevor er in sich zusammenstürzte und ein Planetensystem in sich verschlang. Die Augen von Charles sahen als erste das Datum dieser kosmischen Katastrophe, und es brauchte nur einen Tastendruck, um die fünfundzwanzigstellige Zahl auf Erdzeit umzurechnen.
Als Charles die berechnete Zeit sah, schlug er sich die Hände vors Gesicht: „6 v.u.Z.“ Unmöglich, dachte er, diese Zeitangabe war das Jahr der Geburt von Jesus in Betlehem. Zu dieser Zeit leuchtete die Supernova zwischen Jupiter, dem Königsstern, und Saturn, dem Stern Palästinas, auf und überstrahlte den Horizont, der Stern von Weihnachten. Ein Gott hatte eine kosmische Katastrophe inszeniert, um die Geburt seines Sohnes auf der Erde anzuzeigen. Charles fiel auf die Knie. „Gott, es gibt einen Gott. Mein Gott, es gibt dich.“
Alarmanzeigen leuchteten auf, das Raumschiff wurde immer schneller, angezogen durch die Schwerkraft des schwarzen Lochs, eine Umkehr war nicht mehr möglich. Aber die war für Charles jetzt nicht mehr nötig.
Welche Geschichten fallen uns ein, haben wir eine Lieblingsgeschichte zu Weihnachten?
„Ein Stern geht auf …“ (Num 24,17a), eine Verheißung aus dem alttestamentlichen Buch Numeri aus einer fernen Vergangenheit. Was konnten die Menschen damals mit diesen Worten anfangen? Wie war das mit dem Stern zu verstehen? Wann konnten sie mit der Erfüllung dieser Verheißung rechnen?
Und dann kam die Zeit, von der Menschen sagen und erzählen konnten: „Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, … und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir euch.“ (1 Joh 1,1-3).
Erzählen nicht alle Geschichten – jedenfalls die allermeisten – , die wir an Weihnachten erzählen und hören genau davon!? Es gibt einen Gott! Aus seiner Hand kommt alles, das Sichtbare und Unsichtbare, alles Vorstellbare und Unvorstellbare, alles … Und weil er uns das nicht „nur“ in fernen und gewaltigen Zeichen zeigen wollte, kam er in unsere Welt. Der Allerhöchste wird zum Allerniedrigsten, zum Allernächsten, er wird als Mensch geboren!
Ich bin dankbar für diese seine Geschichte! So viele Menschen denken daran und feiern diese Geschichte, auch die, die gerade grausame, unmenschliche und harte Geschichten erleben müssen, Krieg, Armut, Hunger, Elend und Not, Einsamkeit … Und ich glaube, sie können es, weil sie in im menschgewordenen Gott Jesus Christus auch ihre Geschichte finden und einen Gott erleben, der in ihrem Leben nicht „nur“ da war, sondern ist!
Was ist unsere Geschichte?
Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnacht!
Ihr Pfarrer Markus Mattes